Zwei Einsätze innerhalb von 24 Stunden

11. März 2023

Innerhalb von 24 Stunden wurden wir zu zwei größeren Brandeinsätzen gerufen, die uns jeweils über mehrere Stunden forderten. Und das auch noch mitten in der Nacht. Das ist schon ungewöhnlich und auch eine gewisse Belastung für uns. Aber worin besteht die Belastung überhaupt?

Der Einsatz

Alarm um 02:36 bzw. 01:22, mitten in der Nacht aus dem Schlaf gerissen werden. Je nachdem, wann man ins Bett gegangen ist, hat man mehr oder weniger Schlaf gekriegt. Anziehen, zum Feuerwehrhaus fahren, umziehen, aufs Fahrzeug steigen, und das mit der richtigen Mischung aus Geschwindigkeit und Sicherheit. Mit wenigen Informationen zur Einsatzstelle fahren ohne genau zu wissen, was einen da eigentlich erwartet. Vor Ort das gelernte Wissen abrufen und die Einsatzstelle über Stunden mit zeiweise schwerer körperlicher Arbeit abarbeiten. Und das ganze, bevor wir normalerweise Frühstück essen. Feuerwehreinsätze sind anstrengend, für Kopf und Körper.

Natürlich stehen uns nach dem Einsatz Ruhepausen zu. Aber je nach Einsatz kann man die mehr oder weniger gut nutzen. Wenn man z.B. morgens um 7 Uhr nach mehreren Stunden Einsatz nach Hause kommt dauert es mehrere Stunden, bis man so weit zur Ruhe kommt, dass man einschlafen könnte. Außerdem sind da Familie und Arbeit; insbesondere bei den Selbstständigen. Deshalb entscheiden sich die meisten, den Tag über wach zu bleiben und den Schlaf in der nächsten Nacht nachzuholen.

Die Nachbereitung

Nach dem Einsatzende ist die Arbeit noch nicht getan. An der Einsatzstelle werden die Geräte wieder auf dem Fahrzeug bzw. auf einem Anhänger verlastet. Grobe Verschmutzungen werden direkt vor Ort abgespült. Und auch im Feuerwehrhaus geht die Arbeit weiter. Denn nach dem Einsatz ist vor dem Einsatz. Auch wenn man gerne nach Hause fahren und sich ausruhen möchte müssen die Fahrzeuge wieder so vorbereitet werden, dass sie jederzeit zum nächsten Einsatz ausrücken können:

  • Die benutzen Schläuche werden vom Fahrzeug genommen und gegen saubere ausgetauscht. Die schmutzigen Schläuche bringen wir zur Reinigung in die Feuerwehrtechnische Zentrale (FTZ) in Gifhorn
  • Alle benutzen Gerätschaften werden vom Fahrzeug genommen, auf Beschädigung kontrolliert und gereinigt
  • Bei Fahrzeug, Pumpe, Stromerzeuger etc. werden Kraft- und Betriebsstoffe wieder aufgefüllt
  • Die Fahrzeuge werden grob gereinigt

Besonderes Augenmerk wird auf die persönliche Schutzausrüstung der Atemschutzgeräteträger gelegt, da diese mit Rauchgasen und sonstigen Verbrennungsrückständen kontaminiert ist, die zum Teil giftig und oder krebserregend sind. Deshalb tauschen die unter Atemschutz eingesetzten Einsatzkräfte noch an der Einsatzstelle ihre Bekleidung zur Brandbekämpfung gegen saubere Trainingsanzüge. Flammschutzhaube, Überjacke, Überhose, Handschuhe und bei Bedarf der Helm werden in einem großen Sack auf dem Anhänger zum Feuerwehrhaus Gifhorn transportiert, wo sie durch die hauptamtlichen Gerätewarte fachmännisch gereinigt werden. So kann eine Konatminationsverschleppung in die Fahrzeuge oder das Feuerwehrhaus Wilsche verhindert werden.
Aus dem sogenannten Bekleidungspool können die abgegebenen Sachen gleich gegen saubere eingetauscht werden, sodass nicht nur die Fahrzeuge, sondern auch die Einsatzkräfte direkt wieder einsatzbereit sind. Auch die Atemschutzgeräte mit Masken und Lungenautomaten werden in Gifhorn gegen gereinigte Geräte getauscht. Die leeren Atemluftflaschen werden abgegeben und volle mitgenommen.
Das alles kann schon mal mehrere Stunden dauern. So haben wir am 08. März gegen 7. 30 Uhr die Einsatzstelle verlassen. Die komplette Einsatznachbereitung war aber erst gegen kurz nach 11 Uhr abgeschlossen. Erst dann konnten die letzten Einsatzkräfte nach Hause gehen und sich ausruhen.

Bekleidung waschen, Atemschutzgeräte waschen, Masken und Lungenautomaten waschen und prüfen, Atemluftflaschen befüllen, ggf. beschädigtes Gerät reparieren oder nachbestellen. Für die hauptamtlichen Gerätewarte bedeutet ein größerer Einsatz mehrere Tage Arbeit zusätzlich zu dem normalen Tagesgeschäft.

Die außergewöhnliche Belastung

Eine Nacht mal nur 3-4 Stunden schlafen, das kriegt man hin. Man kämpft sich durch den Tag, trinkt eine Tasse Kaffee mehr, macht einen kurzen Mittagsschlaf und geht abends früher ins Bett. Muss man in der nächsten Nacht schon wieder hoch, sieht das schon anders aus. Das Schlafdefizit der ersten Nacht ist noch nicht aufgeholt, als man schon wieder ein neues Defizit dazu packt. Und auch für den Arbeitgeber ist es nicht erfreulich, wenn man zwei Tage hintereinander später oder garnicht zur Arbeit kommt. Ganz zu schweigen von der Familie, die ebenfalls Abstriche machen muss.

Wie erwähnt dauert die Reinigung von Ausrüstung und Gerätschaften in Gifhorn mehrere Tage. Durch einen Puffer ist sichergestellt, dass trotzdem durchgehend ausreichend sauberes Material vorhanden ist. Aber auch dieser Puffer ist mal aufgebraucht. Dann legen die hauptamtlichen Gerätewarte Sonderschichten ein, um schnellstmöglich alles wieder verfügbar zu haben (an der Stelle eine großes Lob und Dankeschön an Dennis, Mirco und Dennis), während das Tagesgeschäft weiterläuft. Und auch diejenigen, die auf die Sachen angewiesen sind, müssen eventuell mehrfach nach Gifhorn fahren, bis alles wieder aufgefüllt ist.

Fazit

Die Feuerwehren der Stadt Gifhorn sind so aufgestellt, dass die Einsatzbereitschaft zu jeder Zeit gegeben ist. Aber die Belastung durch die Einsätze macht sich doch an mehreren Stellen bemerkbar.

Jan-Hendrik Wolter
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